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min

Nachtarbeit - Alles über die Nachtarbeit

Minéa
Minéa
Aktualisiert am
19
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01
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2023
Nachtarbeit - Alles über die Nachtarbeit

Alles über die Nachtarbeit

Wenn der Arbeitgeber mit Nachtarbeit winkt, stellen sich für den Arbeitnehmer etliche Fragen. Darf mein Arbeitgeber mich einfach zur Nachtschicht einteilen? Wie hoch sind die Zuschläge für Nachtarbeit? Was gilt überhaupt als Nachtarbeit? Wie ist die Nachtarbeit gesetzlich geregelt und ab wann ist ein Nachtzuschlag steuerfrei? All diesen Fragen wird hier nachgegangen, um Ihnen einen guten Überblick über die Möglichkeiten, Grenzen und Chancen der Nachtarbeit zu verschaffen.

Was ist Nachtarbeit?

Die Nachtarbeit wird in den einzelnen Ländern unterschiedlich geregelt. In Deutschland steht es prinzipiell jedem Arbeitgeber frei, einem volljährigen Arbeitnehmer Nachtarbeit anzuordnen. Dafür bedarf es weder eine behördliche Genehmigung noch einen zwingenden Grund. Diese doch sehr liberale Regelung steht der sehr rigiden Sonntagsruhe entgegen. Doch ab wann beginnt eine Nachtschicht? Von einer Nachtarbeit oder Nachtschicht wird dann gesprochen, wenn die erforderliche Arbeit im Zeitraum zwischen 23:00 und 6:00 stattfindet. Eine Ausnahme bilden hierbei die Bäckereien, welche eine Nachtarbeit von 22:00 bis 5:00 vorsehen. Zudem ist es notwendig, dass die Arbeitszeit in diesen Zeiträumen mindestens zwei Stunden beträgt. Von der Nachtarbeit ausgenommen sind all jene Personen, die ein gesundheitliches Risiko tragen müssen, wenn sie nachts arbeiten müssen. Doch ist Nachtzuschlag Pflicht, wenn der Arbeitgeber einen zur Nachtarbeit anordnen kann? Nun, diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Dazu erklären wir Ihnen später mehr.

Nachtarbeit zusammengefasst

Um einfacher nachvollziehen zu können, was genau die Nachtarbeit umfasst, listen wir Ihnen hier nochmal die wesentlichen Elemente der Nachtarbeit kurz auf:

  • In Deutschland kann der Arbeitgeber jeden volljährigen Arbeitnehmer - ganz unabhängig von Alter oder Geschlecht - zur Nachtarbeit einteilen
  • In Deutschland ist die Nachtarbeit im Gegensatz zur Sonntagsruhe sehr liberal geregelt
  • Die Nachtarbeit findet in einem Zeitraum zwischen 23:00 und 6:00 statt
  • Ausgenommen davon sind lediglich die Bäckereien von 22:00 bis 5:00
  • Die Arbeitszeit muss in den vorgesehenen Zeiträumen mindestens zwei Stunden betragen
  • Von der Nachtarbeit ausgenommen sind Personen, die einen Nachweis über ein gesundheitliches Risiko erbringen
  • Es muss daher vom Arbeitgeber gewährleistet werden, dass sich alle Arbeitnehmer unter 50 Jahren jedes dritte und alle Arbeitnehmer über 50 Jahren jedes Jahr medizinisch untersuchen lassen
  • Diese medizinische Versorgung sollte regelmäßig in Anspruch genommen werden, um die gesundheitlichen Risiken der nächtlichen Arbeit einschätzen zu können

Was können Sie an Nachtzuschlag bei Nachtarbeit erwarten?

Was sich auf den ersten Blick wie eine unfaire Regelung anhört, bietet für die meisten Arbeitnehmer auch erhebliche Chancen. Zwar ist der Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet, für die verrichtete Nachtarbeit einen Zuschlag zu zahlen. Jedoch muss in jedem Fall ein Ausgleich hergestellt werden. Wenn der Arbeitgeber also nicht bereit ist einen Nachtzuschlag zu zahlen, muss dieser als Ausgleich weitere freie Urlaubstage gewährleisten. Aber wie können Sie den Nachtzuschlag berechnen? Normalerweise beträgt der Zuschlag 25% des Bruttostundenlohns. Fällt die Arbeitszeit in den Zeitraum zwischen 0:00 und 4:00 gilt der erhöhte Prozentsatz von 40% für den Nachtzuschlag. Wie viel Prozent als Zuschlag berechnet wird, hängt maßgeblich vom Zeitraum der Nachtarbeit ab. Zudem ist es üblich, dass jede Arbeitsstunde einzeln verrechnet wird. Das bedeutet, dass die erste Stunde vielleicht nur mit einem Aufschlag von 25% berechnet wird, die weiteren Stunden jedoch mit einem Aufschlag von 40%.

Nachtzuschlag - ab wann können Sie damit rechnen?

Auch wenn die Nachtarbeit in Deutschland prinzipiell sehr liberal geregelt ist, gibt es dennoch noch etliche weitere Aspekte zu beachten. Wie sieht es zum Beispiel aus, wenn Sie im Arbeitszeitraum von 16:00-24:00 arbeiten? Ab wann gibt es Nachtzuschlag? Nun zunächst ist zu bedenken, dass Nachtarbeitnehmer pro Werktag nicht länger als acht Stunden arbeiten dürfen. Diese Zeit kann auf zehn Stunden verlängert werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die monatliche Durchschnittsarbeitszeit nicht mehr als acht Stunden beträgt. Arbeiten Sie, wie im angeführten Beispiel, von 16:00-24:00 fällt lediglich eine Stunde in die Zeit der Nachtarbeit. Da dies auch nicht die Mindestanforderung von zwei Stunden erfüllt, würden Sie für diese Arbeitsstunde auch keinen Nachtzuschlag erhalten. Anders sieht es aus, wenn Ihre Arbeitszeit von 18:00-2:00 gehen würde. Hierbei würden drei Arbeitsstunden mit einem Nachtzuschlag berechnet werden oder es müsste ein anderer Ausgleich geschaffen werden.

Nachtarbeit und Steuern

Besonders interessant ist für Arbeitnehmer die Frage, wie die nächtliche Arbeit versteuert wird. Ist es ein steuerfreier Nachtzuschlag, den man durch die Nachtarbeit erhält? Tatsächlich sind die üblichen Nachtzuschläge von der Lohnsteuer befreit. Arbeitet jemand an einem Sonntag bis zum frühen Morgen des Folgetages, erhält der Arbeitnehmer sowohl den Sonntagszuschlag in Höhe von 50 Prozent als auch den Nachtzuschlag, ohne Steuern zahlen zu müssen. An Feiertagen können sogar 150% Feiertagszuschlag plus die 25% oder 40% Nachtzuschlag hinzukommen. Erst bei einem Stundenlohn, der über 50 Euro brutto die Stunde geht, wird eine Lohnsteuer fällig. Jedoch wird diese nur auf die Summe erhoben, die die 50 Euro übersteigen. Beiträge zur Sozialversicherung werden bereits dann fällig, wenn der Lohn 25 Euro brutto die Stunde übersteigt. Das Verhältnis von Nachtarbeit, Zuschlag und Steuern kann daher je nach Arbeitnehmervertrag variieren. Es ist daher ratsam, sich darüber zu formieren, welche Optionen für Sie gelten.

Ist der Nachtzuschlag steuerfrei?

Da Sie schnell den Überblick über Feiertagszuschlag, Nachtschicht und Steuern verlieren können, stellen wir für Sie die wichtigsten Punkte nochmal gezielt zusammen:

  • Die üblichen Zuschläge, die durch die Nachtarbeit anfallen, sind in der Regel steuerfrei
  • Diese Zuschläge können an Feiertagen sogar 150% plus die 25% oder 40% des Nachtzuschlags umfassen
  • Ausgenommen ist ein brutto Stundenlohn von über 50 Euro
  • Versteuert wird hierbei lediglich der Anteil, welcher die 50 Euro übersteigt
  • Beiträge zur Sozialversicherung beginnen jedoch schon ab 25 Euro brutto die Stunde
  • Am wichtigsten ist es aber, die tariflichen Rahmenbedingungen zu prüfen
  • In diesen Verträgen ist oft auch geregelt, ob der Arbeitnehmer einen Zuschlag oder freie Arbeitstage erhält
    → Der Nachtzuschlag ist also in der Regel steuerfrei, sofern der Grundlohn eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Es ist daher notwendig, die tariflichen Rahmenbedingungen zu klären. Bei komplexeren Vertragssituationen ist zudem eine professionelle Beratung hilfreich.

Nachtarbeit menschengerecht gestalten

Menschen, die in Nachtarbeit oder Schichtsystemen arbeiten, müssen ganz besonders auf ihre Gesundheit achten. Aber auch der Arbeitgeber ist in der Pflicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die herausfordernde Arbeit zur Nacht gut bewerkstelligt werden kann. Es gibt daher einige Arbeitgeber, die bereits einen Nachtzuschlag ab 20 Uhr geltend machen. Darüber hinaus haben mehrere Studien gezeigt, dass Störungen und Zwischenfälle während der Nachtarbeit auf eine unzureichende Arbeitsplanung zurückzuführen sind. Es ist daher sowohl für die Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber entscheidend, die Nachtschichten so anzupassen, dass die arbeitenden Personen nicht überlastet werden. Um eine Nachtschicht gut bewerkstelligen zu können, kann es hilfreich sein seine Kollegen und Kolleginnen mit viel Erfahrung zu fragen. Auch wenn sicherlich die meisten ganz unterschiedlich mit den Anforderungen der Nachtarbeit fertig werden, wird der Austausch Ihnen weiterhelfen, für sich die richtige Lösung zu finden.

Nachtschicht - Tipps und Tricks

Sollten Sie noch keine Erfahrungen mit der Nachtarbeit gemacht haben, werden Sie sich sicherlich mit einigen Fragen beschäftigen. Wann kommt die erste Nachtschicht? Wie schlafen? Wie halte ich mich über die Nacht fit und wach, damit ich meine Aufgaben erledigen kann? Hierfür fassen wir Ihnen einige Tipps für die Nachtschicht zusammen:

  • Eine helle Beleuchtung sorgt dafür, dass Ihr Körper wach bleibt
  • Koffein in Maßen hilft ebenfalls dabei, die Nachtarbeit gut zu überstehen
  • Noch besser als Koffein ist jedoch Bewegung
  • Gezielte Pausen, in denen Sie sich in dunkle Räume begeben und ein wenig ruhen
  • Essen Sie nur leichte Kost, damit ihr Körper nicht müde von der Verdauung wird
  • Bleiben Sie beschäftigt! Das schlimmste sind Leerlaufzeiten, in welchen Ihr Körper die Erschöpfung merkt und müde wird
  • Versuchen Sie nicht krampfhaft zu schlafen. Besser ist es sich durch ruhige Atmung in den Pausen zu beruhigen

Welche Auswirkung Nachtarbeit auf Sie hat

Nachtarbeit sollten Sie definitiv nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dafür sind die Auswirkungen auf Ihren Körper und Ihre Psyche zu groß. Daher ist es umso wichtiger, auf sich zu achten. Nachts arbeiten zu müssen, kann natürlich auch großen Spaß machen. In jedem Fall wird es Sie aber herausfordern und anstrengen. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Die Nachtarbeit kann bei Ihnen Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen und Müdigkeit auslösen. Schwerere Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Magen-Darm-Probleme sind ebenso keine Seltenheit. Oftmals reagieren insbesondere Männer gereizter. Frauen neigen zu Angststörungen und Nervosität. Es können außerdem auch schwere und langwierige Folgen entstehen. Herz-Kreislauf-Beschwerden, Bluthochdruck, Diabetes, chronische Rückenschmerzen und im schlimmsten Fall Krebs können Folgen der Nachtarbeit sein. Aus diesen Gründen ist es wichtig sowohl als Arbeitgeber als auch als Arbeitnehmer präventive Maßnahmen zu ergreifen, die die Arbeitssituation signifikant verbessern.

Darauf sollten Sie bei Nachtarbeit achten

Die Nachtarbeit ist also eine echte Herausforderung. Es ist deshalb nur zu empfehlen sich grundlegende Gedanken zu machen, welche Maßnahmen Ihre Nachtschicht unterstützen können. Zum einen ist es wichtig, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu kennen und von ihnen Gebrauch zu machen. Des Weiteren sollten Sie die Tipps und Tricks zur Nachtarbeit beherzigen. Analysieren Sie Ihre Arbeitsumgebung. Wie lassen sich die verschiedenen Maßnahmen in Ihren Arbeitsalltag integrieren? Klären Sie, welche Rahmenbedingungen möglicherweise in Ihrem Tarifvertrag geregelt sind. Achten Sie außerdem auf die Zeitumstellung. Nachtschicht und Nachtarbeit sind von der halbjährlichen Zeitumstellung oft betroffen. Je nachdem, ob Sie einen Stundenlohn oder Monatslohn erhalten, können hier die Abschlagszahlungen variieren. Am wichtigsten ist aber Ihre Gesundheit. Es ist daher eine absolute Notwendigkeit, sich regelmäßig beim Arzt durchchecken zu lassen, damit keine ernsthaften Folgeerscheinungen auftreten.

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